SpaceX, das Unternehmen des Tesla-Gründers Elon Musk, bringt nicht nur Raumfahrer zur ISS, sondern baut auch ein Netz von Satelliten auf, um global Internet für den „Normalverbraucher“ zur Verfügung zu stellen. Die Starlink Germany GmbH bietet seit kurzem Verträge zur Nutzung des Systems aus Deutschland heraus an.
Es ist neu, es ist spannend, es ist berichtenswert.
Starlink
Starlink möchte schnelles, übertragungsstarkes und möglichst latenzarmes Internet global zur Verfügung stellen. Dafür sollen bis zu 42000 Satelliten in den kommenden Jahren ins All geschickt werden und die Erde umkreisen. Jeder um die 250 kg schwer, flach gebaut und mit einem eigenen Antrieb. Derzeit (Stand April 2021) sind knapp 1400 Satelliten im Orbit.
Neben Starlink sind die Firmen OneWeb (UK), Telesat (Kanada) und Amazon (Projekt Kuiper) an ähnlichen Services.
Der Dienst ist in beta und live in den USA, Kanada, UK und Deutschland (März 2021). Starlink ist in DE für jeden bestellbar.
Der Aufbau der Empfangsanlage
Bei der Bestellung gibt man die Adresse an, wo das Gerät aufgestellt werden soll. Man ist derzeit noch an eine Zelle gebunden, also noch kein „Überall-Internet“. Die hiesige Zelle 821f07f ist allerdings ausreichend groß: Sie reicht von Hamburg bis Flensburg, bis Kopenhagen und die deutsch-polnische Grenze.
Aufgestellt baut Starlink ein WLAN auf und bietet so Zugang zum Internet.
Starklink kommt in einem Karton, den eine einzelne Person tragen kann. Die Empfangsschüssel ist mit 59 cm Durchmesser nicht gerade handlich, aber nicht sonderlich schwer.
Es ist ein geeigneter Ort für die Empfangseinheit zu finden. Draußen muss es derzeit sein (es soll irgendwann auch indoor möglich sein). Dachterrasse, auf dem Dach, Carport, Garten – wo man die Sterne sehen kann. Eine App von Starlink hilft bei der Suche.
Es wird ein freier Blick auf den Himmel benötigt. Wolken, Schnee oder Regen sind kein Hindernis, eine Hausfassade jedoch schon. Unter einem Dach mit Dachpfannen war das Signal zwar messbar, allerdings wurde kein stabiles Netz aufgebaut.
Man steckt die Schüssel, die eine flache Oberfläche hat und daher eigentlich keine Schüssel ist, in den mitgelieferten Fuß. Ein 30 Meter langes Kabel ist schon fest an die Schüssel montiert. Dies legt man ins Haus oder Büro und steckt es dort in den Transformator an dem wiederum der Router hängt. Schließt man den Strom an, richtet sich nach 30 Sekunden der Empfänger aus und über eine App kann das WLAN eingerichtet werden.
Von Aufstellen bis zum aktiven WLAN vergehen ungefähr fünf Minuten.
Starklink ist nicht für häufiges Auf- und Abbauen konzipiert. Aber man benötigt außer Strom nichts um online zu gehen.
Die Übertragungsrate von Starlink in der Praxis
Ein Test am 23 April 2021 in Groß Grönau bei Lübeck erreichte eine Mindestgschwindigkeit von 158,5 Mbit/s Down und 31.3 Mbit/s Up bei einer Latenz von 29ms. In der Spitze waren es 230 Mbit/s. Das ist vergleichbar mit einer dicken DSL-Leitung. Es soll ab und zu noch zu Aussetzern kommen, die dann aber lediglich Sekunden oder wenige Minuten dauern.
Was kostet Starlink wirklich?
Es wird nur eine Hardware und ein Tarif angeboten. Daran soll sich auch nichts ändern. Starlink liebt es einfach.
Die Hardware kostet einmalig 549 Euro
Anmeldung einmalig 99 Euro
Monatlich (monatliche Kündigungsmöglichkeit) 99 Euro
Es gibt noch im begrenzten Umfang Zubehör z.B. für die Dachmontage.
Die use cases: Wann lohnt sich Starlink?
Starlinks use case ist dort ein WLAN aufzubauen und so den Zugang zum Internet zu schaffen, wo bisher kein Kabel für DSL liegt und kein LTE oder G5 Netz stabil zur Verfügung steht. Das ist in Deutschland in einigen ländlichen Bereichen, nicht erschlossenen Gebäuden, Segelschiffen, Halligen oder Schrebergärten der Fall.
In Ländern, die keinen freien Zugang zulassen, könnte Starlink für Reporter eine stabile und sichere Verbindung darstellen.
Bei Krisen oder zerstörter Infrastruktur kann ein solches System schnell Abhilfe schaffen. Das Büro, dessen DSL Kabel durchtrennt wird, kann so in kurzer Zeit wieder online sein.
Die Sache mit dem Frosch: Leapfrogging
Dass Digitalisierung durch Infrastruktur ausgebremst wird, ist durch Starlink nicht mehr gegeben. Kabelgebundenes Internet kann durch Starlink und ähnliche Systeme „übersprungen“ werden. Es steht zu vermuten, dass künftige Generationen von Tesla-Autos über Starlink mit dem Internet verbunden sind und so dem assistiertem, automatisiertem und autonomen Fahren eine Radumdrehung näher sind.
Kritik an Starlink
Einige Punkte gibt es zu bedenken, wenn man sich mit Starlink beschäftigt:
- Aufwand um die Satelliten und Bodenstationen zu betreiben
- Energie, Treibstoff, Infrastruktur und Rohstoffe die Satelliten in die Umlaufbahn zu schießen
- Rohstoffe und Seltene Erden für den Bau der Satelliten
- Weltraumschrott und Teile, die Flugverkehr oder auch das Leben auf Boden stören könnten
- eher geringe Lebenserwartung der Satelliten von fünf Jahren
- „Lichtverschmutzung“ bzw. die vielen Satelliten, die unseren Dämmerungshimmel belagern und die Astronomie beeinflussen werden
- Starlink ist ein US-Unternehmen, mit dem die Datenschutzvorgaben der DSGVO eine Herausforderung sind.
- wie die Internetverbindungen über Starlink einer staatlichen Kontrolle unterliegen bzw. welcher, konnte noch nicht abschließend geklärt werden
Wie die Ökobilanz aussieht und ob sich das ganze wirtschaftlich tragen wird, steht noch in den Sternen. Vermutlich wird Elon Musk tatsächlich enormes Geld mit dem System einnehmen und damit Teile seines Mars-Traums finanzieren können.