Cyber-Sicherheit und digitaler Wandel

Cybersecurity

Anmerkungen zum Artikel Nord-Firmen müssen Lösegeld zahlen, LN vom 2019-01-12

Leserbriefe an eine lokale Zeitung zu schreiben könnte ein Hobby werden, denn was heute in den Lübecker Nachrichten stand, sollte nicht unkommentiert bleiben. Leider habe ich außer den Lübecker Nachrichten keine weitere Quelle zu der erwähnten Cyber-Erpressung gefunden, doch ging es mir auch eher um Anmerkungen zu anderen Punkten in den folgenden Artikeln

Die Artikel vermischen verschiedene Aspekte der digitalen Welt. Es hat mit Vernetzung zu tun, allerdings sind Sätze wie „Das Lösegeld soll in Bitcoins ins Darknet überwiesen werden. Das ist der nur absoluten Kennern zugängliche Teil des Internets, den vor allem Verbrecher und Schurkenstaaten für ihre schmutzigen Geschäfte nutzen“ auf der Titelseite einer Zeitung vermitteln den Eindruck, der Journalist hätte noch nicht mal bei Wikipedia nachgeschlagen, was Bitcoin ist und wie leicht man in ein Darknet kommt. Beschriebe man die Artikel mit Hashtags sähe die Gemengelage so aus:

#Ransomware #Bitcoin #Darknet #Hacking #Retargeting #Dataeconomy #Facebook #Whatsapp #Datenklau #IT-Security #Cookies #LocationBasedAdvertising #Standortfreigabe #Überwachung #Hilflosigkeit #Nordkorea #Cyberwar #Überwachung #Kinderzimmer-Hacker

Daher habe ich ein paar Zeilen an die Lübecker Nachrichten per Email geschickt.

Der eingeschickte Leserbrief

Zu LN vom 13.Januar 2018 „Firmen müssen Lösegeld für ihre Daten zahlen“ und „Wie sicher sind meine Daten noch?“


Sehr geehrter Herr Hammer,
großartig, dass das Thema Daten, IT-Sicherheit und digitaler Wandel so viel Aufmerksamkeit erhält. Gerade in diesen Tagen wurde Lübecks Drang an die digitale Spitze bekräftigt, wie die LN berichteten.
Mit den technischen Entwicklungen und Möglichkeiten Schritt zu halten bedarf ständiger Wachsamkeit, aber in erster Linie guter Information, Interesse und Freude an technischen Themen.
Folgende Ergänzungen zu den Artikeln:
Bitcoin ist weder kriminell noch für Erpressungen verantwortlich. Es ist eine von ca. 2000 Kryptowährungen. Dabei verhält sich Bitcoin zu Darknet, wie Ketchup zu Pommes: technisch hat das eine nichts mit dem anderen zu tun, wenn auch beides in einem Atemzug genannt wird. Mit Bitcoin können Überweisungen pseudonymisiert (nicht anonym) und ohne eine Bank getätigt werden, was die Banken und Staaten stört. Es ist ein faszinierender Einsatz von IT und Mathematik. Die zu Grunde liegende Technologie, die Blockchain, wird auch für Zeitungen wichtig, weil sie die Möglichkeit bietet, Informationen und Quellen frei von Manipulation, fälschungssicher und fake-frei nutzen zu können.
Die wichtige und einfache 2-Faktor-Authentisierung, die Marit Hansen in dem Artikel erwähnt, sollte bei den Tipps auf Seite 3 noch mal hervorgehoben werden. Sie wird von vielen Plattformen (Apple, Facebook, Google) kostenlos angeboten und vom BSI empfohlen. Weiter sind „Backup“, „find my mobile bzw. iPhone“ und das Nutzen eines Codes, am besten eines biometrischen, zum Entsperren des Smartphones zu empfehlen.
Zahlungen im Internet (Apple Pay, Kreditkarten, Überweisungen etc.) werden ständig sicherer. So können Algorithmen ungewöhnliche Zahlungen erkennen und Alarm schlagen. In Diskussionen zu Zahlungsarten wird oft ignoriert, dass Bargeld kostet. „Alles in allem kostet die Nutzung von Bargeld uns Deutsche jährlich rund 10,8 Milliarden Euro oder 130 Euro pro Kopf.“ (Das Erste)
Auf Facebook kann ein User für jedes Bild und jeden Beitrag einstellen, wer das sehen darf und wer nicht. Man kann andere, z.B. beleidigende User, radikale Inhalte und unpassende Werbung blockieren. Man kann sich sein Facebook so bauen, dass es kommunikativ, informativ, unterhaltend, sicher und frei von Fakenews ist.
Whatsapp, Threema und andere Kommunikationsdienste sind sicherer, als die Polizei es gerne hätte. Es ist paradox hier von unsicheren Systemen zu sprechen.
Wenn es nicht gelingt der breiten Bevölkerung die Angst vor der Technologie zu nehmen und sie sachlich zu informieren, wird es eine digitale Spaltung der Gesellschaft geben. Die LN haben hier die verantwortungsvolle Rolle Wissen zu vermitteln, Diskussionen zu führen, neutral zu berichten und nicht Ängste zu schüren.

Der Umgang mit Umfragen

Was weiter auffiel waren die Statements einer Umfrage, die in der Online– und Druck-Ausgabe nicht übereinstimmten. Hier einige Beispiele:

  • aus „Bei facebook bin ich raus, meine Eltern haben das für mich gekündigt, der Acount ist gelöscht.. Ich bin noch bei Snapchat und Instagram. Die Standortortung habe ich ausgestellt, es müssen nicht alle Freunde immer sehen, wo ich bin.“
    wurde
    „Bei Facebook bin ich raus, meine Eltern haben das für mich gekündigt, der Account ist gelöscht.“
  • aus „Man kann nicht wirklich etwas dagegen tun, dass die Daten gesammelt werden in einer Cloud. Und die ganzen Cookies, denen man zustimmen muss. Wenn man sich ein neues Handy kauft, sind plötzlich alle alten Profile wieder verfügbar. Und wenn man sich einen Mixer kauft, bekommt dauernd Angebote geschickt.“
    wurde
    „Wer einen Mixer kauft, bekommt dauernd Angebote geschickt. Man kann nicht wirklich etwas dagegen tun.“
  • aus „Ich habe mir überlegt, ob ich mit Apple Pay zahlen soll. Wenn ich im Urlaub bin, wäre das vielleicht einfacher. Aber aus Sicherheitsgründen werde ich lieber mit Bargeld zahlen, so lange es geht. Ich habe Angst, dass mein Konto gehackt werden könnte.“
    wurde
    „Ich habe mir überlegt, ob ich mit Apple Pay zahlen soll. Aber ich habe Angst, dass mein Konto gehackt wird.“

Zu wenig Platz war in der Printausgabe eigentlich nicht, also bin ich unsicher, warum die Zitate gekürzt bzw. umgestellt wurden. Es sind nur kleine Änderungen und doch ist die Tonalität eine andere.

Nun bin ich gespannt, ob die LN meinen Leserbrief abdrucken werden.

TL;DR

Die Lübecker Nachrichten vom 12.Januar 2019 behandelte ausführlich das Thema „Online“. Dabei wurden Begriffe aus Social Media, Werbung und Kryptowährungen mit Ransomeware, Cybercrime und Kreditkartenbetrug vermischt. Dazu wurden ein paar Gedanken aufgeschrieben.